Kunstwerken-Projekt führt eigenen Film auf

Badische Zeitung, Tanja Bury, 1.03.2016

Kleine Kinos, große Leinwand

Kinder der Hansjakobschule schauen im Krone-Theater einen Film über ihre Abblätterbücher.

  1. Gespannt schauen die Kinder auf die Leinwand, wo ihre Daumenkino-Geschichten gezeigt wurden. Foto: Bury

TITISEE-NEUSTADT. Der Duft von frischem Popcorn empfängt die Schüler der Hansjakobschule im Foyer des Krone-Theaters. Heute wird ihnen im Neustädter Kino ein ganz besonderer Film gezeigt – ihr eigener. Der Nachwuchs hat sich im künstlerischen Nachmittagsangebot der Schule mit Daumenkinos beschäftigt und selbst welche gestaltet. Die Leiterin der Gruppe, Künstlerin Michaela Tröscher, hat die fertigen Geschichten aufgenommen – und so haben es die kleinen Kinos auf die große Leinwand geschafft.

Die elf Kinder sind gespannt auf das, was sie da gleich zu sehen bekommen. Aufgeregt stürmen sie ins Krone-Theater – Premierenfieber. „Am besten, ihr setzt euch alle nach hinten. Das sieht man gut“, sagt Kinobetreiber Leopold Winterhalder. Gesagt, getan. Doch die Schüler könnten sich auch jeden anderen Sessel aussuchen, denn der große Vorführsaal ist leer, das Krone-Theater hat ganz allein für sie geöffnet. Dass es ihre Daumenkinos bis hierher schaffen, das hätte sie nicht unbedingt gedacht. „Die meisten wussten gar nicht, was ein Daumenkino ist“, erzählt Tröscher vom Beginn die Arbeit.

Doch kaum gesehen und verstanden, machten sich die Sprösslinge an ihre eigenen Daumenkinos. Aufgabe Nummer eins: Seinen Vornamen gekonnt in Szene setzen. Schon da zeigt sich die Fantasie der Kinder, die die Buchstaben mit Herzen, Sternen, Blumen und vielem mehr verzieren. Aufgabe Nummer zwei: Mit dem Daumenkino eine eigene kleine Geschichte erzählen. Über das rosafarbene Schaf zum Beispiel, das über einen hohen Zaun springt. Oder den Sonnenaufgang über den Schwarzwaldbergen, den Hasen auf der Suche nach einer Karotte und den Weltuntergang. Das alles bekommen die kleinen Künstler nun im richtigen Kino zu sehen. Der Gong ertönt, das Licht geht aus und die Kinder schreien vor Aufregung: Jetzt geht’s los.

Michaela Tröscher hat die Bilder mit flotter Musik unterlegt. Erkennt ein Kind sein Daumenkino, springt es stolz aus dem Kinosessel. Nach sechs Minuten und 20 Sekunden ist alles gezeigt. Leopold Winterhalder klatscht: „Das habt ihr toll gemacht.“ Finden die Kinder auch – und wollen den Film gleich nochmal sehen. Drei Durchgänge wird es geben, dann stellen die Kinder Winterhalder Fragen zum Thema Kino. Sie wollen wissen, wer die Lichtspielhäuser erfunden hat und wie die Technik funktioniert. Den Kindern Neustadts Kultureinrichtungen zeigen und sie dafür begeistern, das ist es, was Michaela Tröscher sich für dieses Schuljahr vorgenommen hat – mit Erfolg.