Aus dem Mikado wird ein Erlebnis

Hansjakobschule gestaltet mit eigenen Ideen und Elterneinsatz den Schulhof neu / Am Freitag wird für Spenden gelaufen.

  1. Das Holzlager der Baustelle Foto: Peter Stellmach

  2. Keine Angst, Rektor Stefan Lotze will die Riesen-Mikadostäbe nicht umwerfen. Foto: Peter Stellmach

  3. Johannes Lemke misst die Fallhöhe bei dem Betonkanalrohr. Foto: Peter Stellmach

  4. Der Querstamm, der die Schaukel tragen muss, wird in die Gabeln gehoben. Foto: Peter Stellmach

  5. Keine Angst, Rektor Stefan Lotze will die Riesen-Mikadostäbe nicht umwerfen. Foto: Peter Stellmach

TITISEE-NEUSTADT. Es schlägt und sägt, Baumaschinen stehen herum. Die 260 Kinder der Hansjakobschule scheint es aber nicht im Geringsten zu stören, sie genießen die Pause mit Schwätzen, Bewegung und Spiel – mit Ausnahmen, denn etliche Jungen und Mädchen stehen vor Flatterbändern und Metallschranken und verfolgen, was dahinter geschieht. Der Schulhof ist rundum Baustelle. Schule und Eltern machen gemeinsame Sache mit dem Ziel der Schulhofverschönerung.

Stefan Lotze erzählt, dass es ein alter Wunsch der Schule ist, das Schulgelände interessant und schön zu gestalten. Gerade steht er am Spielplatz und wartet darauf, dass er mit der Smartphonekamera festhalten kann, wie der Querbalken auf die neue Schaukel gesetzt wird. Raimund Thimm packt an, bestens bekannt unter anderem vom Felsele, dazu mit Clemens Hunger ein Spielplatzbauer. Dabei ist auch der städtische Bauhof mit dem Greifer vom Lastwagen herab, der den schweren Stamm in die zwei Gabeln setzt.

Die geschnitzten „Wächter“-Linden an der Freitreppe, der Spielplatz, das große Ballfangnetz, damit die Jungen und Mädchen kicken können, ohne dass der Ball abhandenkommt: Das waren die ersten Schritte. Nicht zu vergessen das bemalte Betonkanalrohr – doch dazu später. Es fehlte jedoch der Rahmen. Das wird sich bis Ende nächster Woche ändern.

Man nehme Fantasie, Überzeugung und Entschlossenheit, gebe Material dazu, denke an das fachliche Wissen, plane den Elterneinsatz ein und habe eine pfiffige Idee, wie man an das nötige Geld kommt. Auf 10 000 Euro schätzt Lotze die Kosten. Doch er wird damit nicht die Stadt und nicht den Gemeinderat belasten, sondern das Geld aus seinem Schuletat nehmen und vor allem aus dem Erlös eines Sponsorenlaufs (Infobox): Die Schule organisiert sich für das Projekt selbst.
Zwischen Spaß und Sicherheit

Das begeistert Johann Lemke. Er ist Pädagoge und auch Spielplatzbauer, und er findet es bemerkenswert, wie alle Rädchen ineinandergreifen, damit das Werk gelingt. Vom Willen der Schule selbst bis zum unkomplizierten Einsatz des Bauhofs, der mit Männern und Maschinen hilft und ohne großes Trara Findlinge besorgt, wenn man Findlinge braucht.

Lemke steht gerade an der bemalten Röhre, die laut Lotze 40 Jahre lang den Segen des Technischen Überwachungsvereins erhielt, im vergangenen Jahr aber nicht mehr: Zu hoch, ein Sturz könnte gefährlich enden. Deshalb ist um die große Öffnung herum die Erde aufgegraben. Lemke misst und überlegt, wie man mit Holz Übergänge von geringer Höhe schafft und mit Hackschnitzeln den Untergrund dämpft für den Fall des Falles. Es ist die Gratwanderung: Was macht Spaß, was ist Risiko – und wie bekommt man es so hin, dass die Kinder durch das Benutzen doch noch etwas lernen?

Wie hier ausprobiert wird, wie es am besten wäre, bergen auch die anderen Stationen noch Überraschungen. Denn man hat nicht Geld und Zeit in eine große Planung gesteckt, sondern baut und schaut, wie es sich entwickelt, um die Sache dann fertigzumachen.

Mit 25 geschälten Robinienpfählen sind an verschiedenen Stellen der Hofkante Plätze für Sitzgelegenheiten und Plattformen markiert. An der Ecke mit Blickrichtung Dennenberg/Stadtkirche kommt der Ausguck hin, so lautet Lotzes Arbeitstitel für eine Plattform, von der aus man dann schön wird wunderfitzeln können, wer da kommt und geht.

Mitten auf dem Spielplatz steht das Gerüst für die Schaukel. Sie ist das Thema unter den Kindern, denn sie soll als Nest gestaltet werden – wenn das Geld ausreicht, wie die Schüler wissen und entsprechend oft sorgenvoll fragen. Der Rektor verrät es dem Reporter mit einem Augenzwinkern: Das wird klappen.

Die größte Station kann man ansatzweise in der Ecke zur Bushaltestelle erkennen. Wie Mikadostäbe im XXL-Format stehen die Stämme in Löchern und warten auf den Beton-Schuh. Mit Holz und Tauen werden hier Verbindungen geschaffen, damit die Kinder darauf klettern können. Der kleine Nebennutzen: Die Böschung ist so abgerutscht und nur noch blanker Dreck – mit den entsprechenden Auswirkungen auf Schuhe und Kleidung. Das dürfte dann vorbei sein.

Vielleicht ist das ja auch eine Motivation für die Eltern, von denen Lotze schon ganz viele Zusagen hat. Denn am Samstag ist Elternbautag, von 10.30 bis 17 Uhr können Väter und Mütter anpacken, vielleicht sogar im Team mit den Sprösslingen. Die Jungen und Mädchen selbst können die ganze kommende Woche Hand anlegen, denn der Vormittagsunterricht wird umgewandelt in Werken.

Der Schulleiter freut sich darauf, so, wie er es auch gut findet, dass die Bauarbeiten nicht in die Ferienzeit fallen. Denn so können die Kinder erkennen und lernen, welche Berufe welche Tätigkeiten ausführen und was man können muss.

Sponsorenlauf

Jede Runde um das Schulhaus zählt am Freitag, 6. Mai. Die Klassen 1 bis 4 starten um 9.30 Uhr, jeweils 20 Minuten. Eltern, Verwandte, Freunde der Schule, Mitglieder des Fördervereins und Sonstige können die jungen Läuferinnen und Läufer mit einer Geldspende motivieren/belohnen, entweder je Runde oder die Gesamtzahl. Die Runde misst 200 Meter, Ziel ist die Turnhalle. Um 11 Uhr gehen dann die „Promis“ an den Start. Rektor Lotze hat schon Zusagen von Firmen aus Titisee-Neustadt und Nachbargemeinden, die bis in mehrere hundert Euro reichen. Der Förderverein hat in einem Rundbrief zur Unterstützung des Sponsorenlaufs aufgerufen.