Ausstellung im Rathaus durch die Momo-Kunstwerken-Nachmittagsgruppe

Badische Zeitung vom 11. November 2016

Eine Riesen-Geschichte

Schüler der Hansjakobschule beschäftigen sich im Projekt Kunstwerken mit dem großen Pisjakoff.

  1. Der bunte Riese Pisjakoff Foto: Tanja Bury

  2. Die Kinder zusammen mit Michaela Tröscher (rechts) bei der Ausstellungseröffnung im Rathaus. Foto: Tanja Bury

TITISEE-NEUSTADT. Die Ausstellung ist klein, hat aber ein großes Thema: Mit dem sagenhaften Riesen Pisjakoff, der während des Ersten Weltkriegs in Neustadt lebte, haben sich Schüler aller Klassen der Hansjakobschule im Nachmittagsangebot Kunstwerken beschäftigt. Unter der Anleitung von Bildhauerin Michaela Tröscher lernten die Kinder den im wahrsten Sinne des Wortes größten Mann Neustadts kennen und gestalteten anschließend eine kleine Schau über ihn – die jetzt im Neustädter Rathaus eröffnet wurde und bis ins Frühjahr zu sehen ist.

„Ein spannendes Stück Stadtgeschichten habt ihr euch da ausgesucht“, sagte Hauptamtsleiter Lothar Huber, der die Ausstellung im ersten Stock des Rathauses in Vertretung vom Bürgermeister Armin Hinterseh eröffnete. Selbst manch alteingesessener Neustädter, so Huber, wüsste mit dem Namen Casimir Pisjak, genannt Pisjakoff, nichts oder nicht viel anzufangen. Dabei galt er zu seiner Zeit als der größte und stärkste Mensch der Welt. Die überlieferten Maße sind beeindruckend: Der 1872 in Moskau geborene Mann war 2,41 Meter groß, 187 Kilo schwer, hatte einen Brustumfang von 1,70 Metern und Schuhgröße 65. Der entsprechend große Leisten ist seit 2011 in der Neustädter Heimatstube zu sehen.

Sie besuchten die zwölf Kinder zusammen mit Michaela Tröscher und erfuhren dort von Martin Vogelbacher, Verwalter des städtischen Archivs und Leiter der Heimatstube, mehr über den Riesen Pisjakoff. Der große Mann erfreute sich, so Vogelbacher, großer Beliebtheit. Die Neustädter saßen gern bei dem Russen am Stammtisch des Bahnhofshotels und lauschten seinen Geschichten. Er war in der Welt rumgekommen, hatte sich für Geld zur Schau gestellt.

Schwarzweiße Werbeplakate aus dieser Zeit, die Pisjakoff zeigen, haben die Kinder farbig gestaltet. Mit Moosgummi, Filz, Stoffen und Knöpfen haben sie dem Mann, „der in einer dunklen Zeit lebte, ein buntes Kleid gegeben“, sagt Michael Tröscher. Der Mensch Casimir Pisjak habe dabei im Vordergrund gestanden: „Er war ja auch eine tragische Figur: Er durfte Neustadt nicht verlassen und ist schließlich 1919 hier verhungert.“ Bis heute fasziniert Martin Vogelbacher die Geschichte des Riesen – und diese Begeisterung hat er auf die Kinder der Hansjakobschule und Michaela Tröscher übertragen. Sie äußerte bei der Ausstellungseröffnung wiederholt den Wunsch, die Stadt möge kräftig im Eisweiher graben, um den dort vermuteten Grabstein Pisjakoffs endlich zu Tage zu fördern.

„Seine großen Füße haben mich beeindruckt“, sagt die Viertklässlerin Isblemet Ozario über Pisjakoff. Sie selbst wäre nicht gern so groß – und das aus einem einfachen Grund: „Dann komme ich ja nicht mehr zur Türe herein.“