Hexe gibt Unterricht

Schüler der Hansjakobschule schlüpfen ins Häs.

TITISEE-NEUSTADT (BZ, 17.02.2017; von Julia Gross). Viele kleine Hexen wirbeln in der Hansjakobschule durch das Klassenzimmer der 1b. Die Schüler sind hinter kleinen Masken verschwunden – wieso? Sabine Waldvogel ist da. Sie hat sich in die Klasse geschlichen und versucht, den Schülern die Angst vor den großen Menschen unter der Maske zu nehmen.

Nicht ganz zufällig ist es Sabine Waldvogel von den Rudenberger Waldhexen, die sich eine Strohpuppe, ein paar Masken und ihr eigenes Häs geschnappt hat und in die Grundschule gekommen ist. Zwei der Erstklässler sind schon echte Profis, was die fünfte Jahreszeit angeht. Einer, Pirmin, ist Sabine Waldvogels Sohn. Die andere ist Jule – auch ihre Eltern sind Rudenberger Hexen, auch Jule präsentiert, wie Pirmin, vor ihren Klassenkameraden das, was sie bei Umzügen trägt: ihre weiße Ballonhose, ihr Kleid, die Jacke und die Schürze.

„Aber was ist jetzt mit der Maske“, ruft es ungeduldig aus der Runde. „Die kommt gleich dran“, erklärt Sabine Waldvogel. Sie ist gekommen, weil Lehrerin Joana Engler darum gebeten hat. Immer wieder sei das Thema Fasnet aufgekommen, in Elternabenden und im Unterricht. „Kinder haben erzählt, dass sie Angst vor den Hexen oder Verkleideten auf Umzügen haben und wenn die Narren die Schule stürmen. Diese Angst wollten wir ihnen mit der Aktion nehmen.“

Sabine Waldvogel kommt zuerst unverkleidet zu den Kindern, sie hat aber alles dabei, was es für die Verwandlung braucht. Schnell ist die Stimmung ausgelassen. „Wieso bringen manche Narren die Blase von Schweinen mit. Das find’ ich so eklig“, sagt Jonas. Alle lachen. „Ja, die riechen nach Pipi“, weiß Pirmin. Um ein wenig Quatsch zu machen und die Narrenfreiheit auszuleben, erklärt Sabine Waldvogel die Frage ganz ungeniert. Genau sie, die Narrenfreiheit, sei in der fünften Jahreszeit am wichtigsten. „Nicht immer war das so“, sagt sie.

Die Maske, sie nennt man auch Larve, erklärt Sabine Waldvogel. „Wenn ihr wollt, dürft ihr jetzt selbst reinschlüpfen.“ Was für eine Frage, die Finger gehen ausnahmslos nach oben. Das Hexengesicht, das vorher noch gruselig wirkte, ist jetzt einfach nur noch lustig. Jeder will rein, die Mädchen in Jules Maske, die Jungs in Pirmins Maske. „Ein bisschen stinkt die aber schon, wenn man sie aufhat“, sagt Richard und grinst. „Aber es ist ziemlich cool.“ Die Kleinen aus der Zunft tragen noch eine Maske aus Pappmaschee, sie ist leichter – auch zum Anziehen. „Bald brauch’ ich aber eine richtige, so aus Holz wie meine Schwester eine hat“, erklärt Pirmin und erntet neidische Blicke von seinen Freunden. Die Neugier ist geweckt, vielleicht bekommen die Rudenberger Waldhexen bald Nachwuchs.